Souverän vor anderen Menschen sprechen zu können ist mit Sicherheit ein Ziel, welches viele Menschen haben. Wer hat nicht schon einmal gedacht, wenn ich doch nur so gut reden könnte und die Menschen beeindrucken könnte, wie die Person auf der Bühne im Fernseher. Ich selbst war noch nie in der Situation sich vor einem großen Publikum auf die Bühne zu stellen, entspannt und überzeugend zu sprechen.
Doch welche Werkzeuge benötigt man um sich souverän zu äußern und faszinierend präsentieren zu können?
Ich würde zunächst behaupten, am wichtigsten ist die geeignete Kommunikation.
Unsere Kommunikation hat einen verblüffenden Einfluss auf uns und unsere Umwelt. Wir kommunizieren den ganzen Tag. Kommunikation dient dem zwischenmenschlichen Austausch. Leben ohne Kontakt zu anderen Menschen zu haben, wäre undenkbar. Die Kommunikation ist daher das vermutlich wichtigste Bindeglied einer Gesellschaft. Mit ihrer Hilfe tauschen wir Informationen aus, teilen unsere Gefühle mit oder fordern Andere auf, etwas Bestimmtes zu tun. Das Gegenüber benutzt seinerseits viele Werkzeuge wie Wörter, Mimik, Gestik, Stimmlage, Sprechgeschwindigkeit, Körperhaltung, etc. um sich begreiflich zu machen. Ein guter Redner muss also nicht nur seine Botschaft senden, sondern zuallererst zuhören und beobachten können.
Wie gelingt es daher andere Menschen „in seinen Bann zu ziehen“?
Ein guter Redner spricht zunächst auf der Empfangsfrequenz (visuell, auditiv, kinästhetisch, auditiv digital) seines Publikums. Im ersten Schritt zeigt man, das man sein Gegenüber versteht und baut dadurch eine Beziehung auf. Dies erläutere ich weiter unten genauer. Lässt die Aufmerksamkeit nach, gibt es Lösungen um durch Erheben der Stimme oder durch aufrüttelnde Gesten das Publikum wieder zu fesseln. Um diesen ersten Schritt richtig zu machen, muss ein guter Redner wissen, auf welche Weise ihm das Interesse des Publikums sicher ist. Dazu gehört das äußere Erscheinungsbild. Ein guter Redner passt sich dem Outfit des Gegenübers an. Zum Beispiel: bei einem Vortrag vor einer Jugendgruppe wird man kaum einen Smoking anziehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Begrüßung. Ein wenig „Small Talk“ zu führen um herausfinden zu können wie die Person tickt. Sich anzusehen: Wie kommt die Person hinein? Wie ist der Händedruck? Welche Worte werden verwendet? Wir versuchen daher Rapport aufzubauen. Man könnte auch sagen: Wir wollen die Welt des Anderen betreten und zu ihm eine Brücke bauen. Wenn Menschen in Kontakt treten, passt sich in der Regel meist unbewusst ihre verbale und nonverbale Kommunikation an. Es bezeichnet die Empathie zwischen zwei oder mehreren Personen. Den höchsten Rapport erzielen Menschen, wenn alle Signale, die sie aussenden, harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Rapport ist daher die wichtigste Rahmenbedingung in der Kommunikation. Ein bildliches Beispiel wären zwei Computer, die man mit einem Kabel verbindet um sie zu vernetzten.
Auf welcher Ebene kann Rapport stattfinden?
Dies kann geschehen in Form von:
- Bewegung
- Sprache
- Denkmuster
- Gesprächsinhalt
- Kultur
- Körperhaltung (ähnliche Kopfhaltung, Beinstellung etc.)
- Gestik (Sprache der Hände angleichen)
- Bewegung (Richtung und Geschwindigkeit übernehmen)
- Sprechweise (Stimmlage, Betonung, Lautstärke)
- Sprachlicher Ausdruck (Satzlänge, Wortwahl)
- Humor anwenden, denn dies lockert die Stimmung auf
- Eine klare Vorstellung haben wie man vom Publikum wahrgenommen werden möchte (empathisch, strukturiert etc.)
- Sich am Beginn einer Rede zu Bedanken
- Das Charisma Muster anwenden. Dies bedient sich zunächst dem kinästhetischen Kanal, also langsame und tiefe Tonlage. Es folgen lange Pausen. Danach der auditive Modus. Man spricht etwas schneller in mittlerer Tonlage. Und zuletzt der visuelle Kanal. Die Sprechgeschwindigkeit und die Tonlage werden erhöht.
Hypnotische Sprachmuster sollten eingebaut werden. Zum Beispiel: „Ich sehe Sie haben sich schon einen Tee oder Kaffee genommen und sind sicher schon gespannt auf das was jetzt folgt…“
Auf diesen Ebenen teilt man daher seinem Gegenüber mit: „Ich verstehe dich“. Somit wird eine Vertrauensbasis hergestellt.
Wie geht es nun weiter?
Anschließend erfolgt das Pacen. Dies findet auf allen Sinneskanälen statt, auf denen Menschen Signale aussenden. Das heißt man passt das Verhalten seinem Publikum an, nimmt deren Tempo und deren Takt auf. Beim Pacen spiegelt man das Gegenüber auf mehreren Ebenen:
Wichtig dabei ist, authentisch zu bleiben und nicht „nach äffen“
Erst wenn durch Pacing ein guter Rapport aufgebaut wurde, kann Leading stattfinden. Das bedeutet, dass der Redner im Rapport die Geschwindigkeit und den Gang des Gespräches bestimmt. Durch das vorherige Pacen fühlt sich das Gegenüber verstanden und ist bereit dem Redner zu folgen wenn man Veränderungen initiiert.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist es auch, Reden immer wieder zu üben um eine Routine zu bekommen.
Was sollte eine gute Rede beinhalten?
Leonardo da Vinci hat mal gesagt: „Einfachheit ist die ultimative Raffinesse.“ Das gleiche gilt für eine gute Rede.
„Gute Redner befinden sich zudem in einem energisch guten Zustand. Sie sind auf sich selbst und gleichzeitig auf ihr Publikum fokussiert.Sie haben einen positiven inneren emotionalen Zustand und wissen, dass ihr Publikum hier ist, um sie zu erleben.“ (vgl. Thomas W.Albrecht)
Emotional State: Das Publikum in einen positiven emotionalen Zustand zu versetzten. Sie beispielsweise an etwas erinnern, dass die meisten von ihnen erlebt haben. Das heißt man nimmt seine Zuhörer mit auf eine Gedankenreise: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll es gehen? Wer nimmt an der Reise teil?
„Wenn ihr´s nicht fühlt, ihr werdet´s nicht erjagen, wenn es nicht aus der Seele dringt und mit urkräftigem Behagen die Herzen aller Hörer zwingt.“(Johann Wolfgang von Goethe)
Bei einer Rede sollte im besten Fall eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden damit die eigene Botschaft ankommt. Man sollte zunächst mit den WARUM- Menschen beginnen. Dieser lernt am leichtesten wenn er die Gründe für etwas weiß. Z.B.: “Wir sind heute hier zusammen gekommen, weil wir uns über die Zukunft unseres Unternehmen Gedanken machen damit wir gut gerüstet sind.“ Danach die WAS-Menschen ansprechen. Dieser lernt am besten wenn er Informationen erhält in Form von Daten, Fakten, etc. Z.B.: “Deswegen sind wir heute hier, damit wir uns konkrete Schritte überlegen und das ist auch der heutige Inhalt unseres Treffens, Was sind die konkreten Schritte für unsere Zukunft.“ Dann werden die WIE- Menschen angesprochen. Diese lernen am besten wenn man etwas tun kann. Z.B.: „Wir machen das in Form eines Brainstormings, wo wir alle Konzepte und Ideen sammeln und zusammenfassen.“ Zum Schluss die WAS WENN-Menschen. Diese lernen am besten durch eigene Entdeckungen. Z.B.: „Wenn wir das haben, überlegen wir wie wir in Zukunft weitergehen und dies soll uns Sicherheit geben.“
Zu guter Letzt noch ein klares Appell, damit das Publikum mit einem bestimmten Gefühl und bestimmten Handlung (CALL TO ACTION) nach Hause geht. Z.b.: “Sie wollen mehr erfahren, dann…..“
Fazit
Letztendlich – auch wenn man die Kunst eines guten Redners beherrscht- auf eines sollte man nicht verzichten: nämlich darauf, dass die Rede mit Herz und Verstand erarbeitet ist und man mit Liebe und Leidenschaft auf die Bühne geht um zu berühren und zum Nachdenken anzuregen.
Autorin: Mag.a Katja Tesar
Lehrgang: Diplomierte Sozialmanagerin