„Foodamentalismus“ – Eine Ernährungslehre des Glaubens

„Foodamentalismus“, ein Begriff dem Kai Funkschmidt (Religionswissenschaftler) und Kathrin Burger (Ernährungswissenschaftlerin und Wissenschaftsjournalistin) auf den Grund gehen. Mich interessiert, was steckt dahinter, ist Ernährung wirklich zu einer Ersatzreligion in der heutigen westlichen Welt geworden? Und gibt es demnach die einzig richtig gesunde Ernährung?

Bevor ich meine Freunde und Verwandten zu einer gemütlichen Grillerei einlade, bin ich häufig mit folgenden Fragen konfrontiert:
Welche Unverträglichen haben sie und nach welchen Ernährungsgewohnheiten leben sie:

  • Vegetarier
  • Veganer
  • Low Carbler
  • Clean Eater
  • Steinzeitköstler
  • makrobiotische und ayurvedische Ernährungsweise.
  • Kann man hier alle an einem Tisch setzen?

    Größtenteils ist es so, dass der eigene Freundeskreis auch dieselben Vorlieben hat. Das heißt wie in Religionen ziehen sich Gemeinsamkeiten an und führen so zu Gruppenbildungen. Funkschmidt spricht davon, dass sich Essensreligionen voneinander abgrenzen. Indem Mitglieder Gleichgesinnte brauchen, um indem was sie tun, bestärkt zu werden.

    Parallelen zwischen Ernährung und Religion:

    • Inklusion vs. Exklusion
    • Das Einüben bestimmter Praktiken
    • Man findet zu Erlösung und Heilung „Alle Food-Trends versprechen universelles Heil.“

    In vielen Religionen findet man erst nach dem Tod zur Erlösung. Jedoch heutzutage suchen die Menschen im Hier und Jetzt nach Erfüllung. Das heißt unseren Körper so lange wie möglich gesund und schön zu erhalten und dass dies auch so bleibt, also mit allen Mitteln jung zu bleiben. Ernährungslehre wird zu einer modernen Form des Glaubens.

    Was sind die Beweggründe, um einer bestimmten Ernährungsweise zu folgen?

    • Subjektive Empfinden (Ernährung macht krank)
    • Misstrauen gegenüber der Lebensmittelindustrie (Lebensmittelskandale)
    • Überangebot an Produkten
    • Ethische Komponente (Treibhausgase, Massentierhaltung und Wasservorräte; der vegane Lebensstil schont die Umwelt)

    Problem:
    Zu einem Problem wird diese Entwicklung dann, wenn ein Ernährungsstil zur Ideologie wird. Das heißt, wenn Behauptungen von Lifestyle-Köchen, oder Laien nicht mehr hinterfragt werden.

    „So mancher Ernährungsguru scharrt mit seiner persönlichen Bekehrungsgeschichte ganze Jüngerschaften um sich.“ (Burger)

    Nicht zu vergessen ist, dass es Verbote und Gebote in den Religionen schon immer gegeben hat. (Beispiel: Fastenzeit im Christentum, Einteilung der Speisen in koschere und treife im Judentum). Auch schon vor 2000 Jahren setzten sich taoistische Mönche in China auch für eine getreidefreie Ernährung ein.

    „Sie glaubten, dass sie auf diese Weise unsterblich würden und sogar fliegen und teleportieren könnten“, erzählt Kathrin Burger.

    Wir leben in einer Zeit der Orientierungslosigkeit und deshalb strebt man nach Orientierung und Zugehörigkeit. In unserer Gesellschaft wird das Gefühl des Kontrollverlusts immer größer. Deshalb gibt uns Essen die Möglichkeit, Kontrolle wieder zurückzugewinnen. Es ist eine gezielte Entscheidung, ob wir auf etwas verzichten, und es betrifft unseren Körper, also uns selbst.

    Mein Fazit

    Genieße die Lebensmittelvielfalt. Es gibt keine gesunden, ungesunden oder gar verbotenen Lebensmittel. Es kommt auf die Menge, Auswahl und Kombination an. Iss bewusst, genieße und mache deine Mahlzeiten wieder zu einem Ritual.

    Trotzdem haben auch jegliche Ernährungsformen ihre Berechtigung, vor allem die vegane, mit der zentralen Rolle der ethischen Komponente.
    Weiters bin ich der Meinung, dass intuitives Essen intensiver gelebt werden muss. Man kann eine Tendenz in diese Richtung erkennen. Höre auf dein eigenes Körpergefühl und setze dich mit deinem Körper bewusst auseinander und vor allem vertraue auf deinen Körper und wenn du tief in dich reinfühlst, wirst du deinem Körper auch das richtige zuführen.

    Ich stimme dem zu, dass wir in einer Zeit der Orientierungslosigkeit leben und einen Anker in unserem Leben suchen. Viele finden den in einer gewissen Ernährungsform. Abschließend ist zu sagen, dass Ernährung wie eine Religion funktioniert.

    Quellen:

    https://www.kfd-bundesverband.de/frau-und-mutter/archiv/archiv-2020/2020-ausgabe-5-foodamentalismus/(27.02.2022)
    https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/quarks-und-co/video-gesund-ernaehren–geht-das–100.html(27.02.2022)

    Autorin: Jeannine Preiml, BA

am 28.07.2022 von Studienberatung erstellt