Interkulturelle Rhetorik im Zusammenhang mit der Körpersprache insbesondere Unterschiede zum japanischen Kulturkreis

Natürlich ist der Inhalt der Rede bzw. des Gesprächs wichtig, das ist uns auch allen bewusst. Aber ein großer Teil der Informationen wird über die Körperhaltung, Mimik und Gestik, aber auch durch den Klang der Stimme vermittelt. Das unterschätzen die meisten Menschen.

Körpersprache wird oft unbewusst eingesetzt. Ihre Wirkung basiert auf den Interpretationen des Gegenübers und wird von diesem unbewusst gemäß den eigenen Wertvorstellungen gedeutet. Möchte man die Körpersprache positiv nutzen, sollte man darauf achten, dass die Körpersprache zu dem passt, was man sagt. Nur dann wirkt man authentisch. Andernfalls kann sogar dass Gegenteil vermittelt werden, von dem was man tatsächlich sagen möchte.
Durch die immer stärkere globale Vernetzung begegnet man im Gespräch natürlich auch immer öfter Menschen aus anderen Kulturkreisen. Viele Elemente der Körpersprache bzw. des generellen Verhaltens einer Person sind global einheitlich und werden somit auch bei einer Kommunikation zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen richtig verstanden. Es gibt jedoch auch eine beachtliche Anzahl an Unterschieden. Diese Unterschiede zu kennen ist in der Praxis sehr wichtig um nicht in ein Fettnäpfchen zu treten, dass sich oft fatal auswirken kann. Denn auch in der interkulturellen Kommunikation ist die Körpersprache ausschlaggebend für den ersten Eindruck – und für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Die Sensibilisierung für interkulturelle Besonderheiten ist daher oft eine wichtige Schlüsselqualifikation für den beruflichen Erfolg.

Insbesondere zum japanischen Kulturkreis gibt es eine große Anzahl an Unterschieden. Hier möchte ich nur auf ein paar davon näher eingehen.
Zur Begrüßung schüttelt man in Japan nicht die Hand des Gesprächspartners, sondern verbeugt sich voreinander. Je tiefer die Verbeugung ist, desto größer ist der Respekt vor dem jeweiligen Gesprächspartner. Bei Geschäftspartner ist eine Verbeugung von 45 Grad üblich. Es wird vom japanischen Gesprächspartner sicher positiv aufgefasst, wenn man das Ritual beherrscht, einem westlichen Gesprächspartner wird jedoch tendenziell nicht übel genommen, wenn man lediglich mit einem Nicken eine Verbeugung andeutet und damit seinen Respekt vor dem Gesprächspartner zollt. Das ist jedoch bei weitem nicht der einzige Unterschied zu der japanischen Kultur.
Es gibt zudem keinen Zusammenhang zwischen Ehrlichkeit und direktem Augenkontakt. Vom japanischen Gesprächspartner wird es grundsätzlich sogar als aufsässig gedeutet dem hierarchisch höher Gestelltem auf längere Zeit direkt in die Augen zu blicken. Neben dem Blickkontakt gibt es auch bei der Körperhaltung wesentliche Unterschiede. Einerseits sollte man in Japan einen viel größeren Abstand zum Gesprächspartner wahren. Andererseits wird die Verschränkung der Arme vor der Brust in unserem Kulturkreis oft als abweisend verstanden. Man steht den Argumenten des Gegenübers tendenziell abweisend gegenüber. In Japan gibt es eine solche Deutung nicht. Es ist ein Zeichen, dass man etwas Zeit braucht, um in Ruhe über das Gesagte nachzudenken.

Zudem wird in Japan das Schweigen nicht als peinliche Unterbrechung des Gesprächs gedeutet. Schweigen hat in Japan einen hohen Stellenwert. Man sollte daher dem japanischen Gesprächspartner nicht nur ausreden lassen sondern auch so lange ohne Unterbrechung Schweigen lassen, wie es dieser für angebracht hält.

Auf eine weitere Besonderheit in vielen asiatischen Kulturen möchte ich noch kurz näher eingehen. Auf das Lächeln. In den Kulturbereichen in denen Konfuzius eine stark ausgeprägte Rolle spielt, ist das Lächeln eine zwingend einzuhaltende Höflichkeitsregel für den Umgang miteinander. Unabhängig von der momentanen Gefühlslage wird daher oft auch bei der Überbringung schlechter Nachrichten bzw. bei Gefühlen wie Verärgerung, Verunsicherung oder Trauer gelächelt. Dies deutet keineswegs auf die Unsensibilität des japanischen Gesprächspartners hin. Das Lächeln soll zeigen, dass man sich trotz der belastenden Situation unter Kontrolle hat. Ein japanischer Gesprächspartner lächelt aber auch um grundsätzlich Höflichkeit zu zeigen, jemanden zu beruhigen oder um „sein Gesicht zu wahren“.

Es gibt sicherlich noch viele weitere Unterschiede. Aber vielleicht konnte ich dem einen oder anderen mit diesen kurzen Ausführungen einen kleinen Einblick in die japanische Kultur der Körpersprache geben.

Autorin: Julia Schlegl

am 12.07.2022 von Studienberatung erstellt