Ich probiere gerne neue Sachen aus, möchte meinen Horizont erweitern und nehme gerne mal Herausforderungen abseits des Familienalltages an. Wie intermittierendes Fasten in meinen Familien- und Arbeitsalltag integriert werden kann ist für mich eine wunderbare Kombination aus Herausforderung und „was kann ich mir selbst Gutes tun?“.
Schon lange ist bekannt das Fasten in Form von völliger Nahrungsabstinenz für einen bestimmten Zeitraum viele Vorteile hat. Da mehrwöchiges Fasten jedoch nicht immer für jeden alltagstauglich ist wird intermittierendes Fasten immer populärer. Gerade als Familie kann man beim intermittierenden Fasten die Vorteile des Fastens in den Alltag integrieren ohne zwangsläufig mehrere Tage ohne Essen auskommen zu müssen. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass nach etwa 12 Stunden Nahrungskarenz die biochemischen Signale für „Fasten“ aktiviert werden. Beschränkt man die Nahrungsaufnahme auf einen Zeitraum von sechs bis acht Stunden, fastet man jeden Tag ein wenig und kann aber trotzdem halbwegs normal essen. Ebenso wäre 5/2 – Fasten eine Alternative im Familienalltag. 5 Tage normal essen und 2 Tage voll fasten.
Wird für einige Stunden bis hin zu Tagen gefastet passieren im Körper einige biochemische Vorgänge. Der Körper muss den Stoffwechsel umstellen und startet einige interessante Umstellungsprozesse. Die Phase der „Autophagie“ ist einer der größten Vorteile beim Fasten. Sie beginnt ab dem Zeitpunkt, an dem die Kohlenhydratspeicher vollständig leer sind. In der Regel passiert das nach 12 – 14 Stunden Nahrungskarenz. Autophagie ist ein Regulativ der menschlichen Zelle – ein sogenanntes Recyclingprogramm, das es ihr ermöglicht, beschädigte oder falsch gefaltete Proteine bis hin zu ganzen Organellen abzubauen und diese anschließend wieder zu verwerten. Autophagie wurde erstmals in den 1960er Jahren beschrieben. Der Japaner Yoshinori Ohsumi wird für seine Entdeckungen der Autophagie-Mechanismen geehrt. Ohsumi wurde klar, welche Prozesse dabei ablaufen und wie wichtig Autophagie für die Gesundheit des Menschen ist. Weiterer Vorteil des Fastens ist die Fettverbrennung. So können Menschen beim intermittierenden Fasten ganz nebenbei auch Gewicht verlieren, wenn gewünscht. Durch den Abbau kaputter und alter Bestandteile, einer guten Fettverbrennung und der Senkung des Blutzuckers wirkt Fasten antioxidativ. Die freien Sauerstoffradikale können besser abgebaut werden, dadurch wird Zellschutz aktiv. Beim Fasten werden Stammzellen zum Wachstum angeregt und Körpergewebe regeneriert. Intermettierendes Fasten bringt also viele Vorteile des Vollfastens mit sich, ist aber alltagstauglicher.
Wie lässt sich Fasten nun also in den Familienalltag integrieren? Und wie können Eltern fasten, wenn die Kinder wie gewohnt essen?
Die erste Entscheidung beim intermittierenden Fasten im Familienalltag ist die Wahl der Mahlzeit. Möchte man Frühstück oder Abendessen ausfallen lassen? Das Essensfenster lässt nur eine der beiden Mahlzeiten zu also gilt zu Überlegen welche gemeinsame Mahlzeit wichtiger für die Familie ist. Das Frühstück als erste gemeinsame Mahlzeit des Tages wird oft geschätzt, um gemeinsam auf den Tag einzustimmen. Gemeinsam langsam wach zu werden. Das Abendessen als letzte Mahlzeit ist oft begehrte Zeit in der Familie, um den Tag ausklingen zu lassen, zu reflektieren, zuzuhören, zu reden und zu besprechen. Wenn die Kinder essen und die Eltern danebensitzen und Hunger haben ist es anfangs meist ungewohnt. Keiner sieht anderen gerne beim Essen zu, wenn man selbst Hunger hat. Wollen Eltern das intermittierende Fasten durchhalten dann müssen sie da leider durch.
Ich habe gelernt das das Wichtigste ist, gemeinsam am Tisch zu sitzen und einfach Zeit miteinander zu verbringen. Ob man isst, spielt am Ende keine Rolle. Man lernt schnell, dass Gesellschaft das Wichtigste ist und nicht unbedingt das Essen. Eltern, die keine Mahlzeiten auslassen möchten, können sich für 5/2-Fasten entscheiden. An 5 Tagen die Woche wird normal gegessen und an 2 Tagen werden die Kalorien stark eingeschränkt. An diesen zwei Tagen muss der Körper den Stoffwechsel radikal umstellen. Als richtiges Fasten kann es nicht bezeichnet werden, kommt dem Fasten aber ähnlich, weil im Körper die gleichen Prozesse geschehen.
Möchte man die Kinder in das Thema Fasten miteinbeziehen gibt es viele wunderbare Möglichkeiten. Auch die Kinder können sich etwas aussuchen auf das sie verzichten möchten. Zum Beispiel Fernsehen. Oder Süßigkeiten. Vielleicht weniger Auto zu fahren und öfter zu Fuß gehen oder mit dem Rad zu fahren. Kein Fastfood. Bewusster gemeinsam kochen. Kinder sollten nicht Fasten. Aber ein Verzicht auf gewisse Dinge in der Zeit in der die Eltern fasten kann eine schöne Möglichkeit sein die Kinder in den Fastenprozess miteinzubeziehen. Wichtig ist, dass die Umsetzung der familiären Ziele nicht als Druck oder auferlegter Zwang in Erinnerung bleiben.
Eine für mich persönlich beeindruckende Erfahrung beim intermittierenden Fasten war die Leistungsfähigkeit. Außerdem war ich weniger müde und kam viel leichter aus dem Bett. Verdauung benötigt einiges an Energie und mit der Zeit hatte ich auch kaum noch Hungergefühl. Nach dem Fasten weiß ich wieder so richtig, wie es sich anfühlt Hunger zu haben und wie intensiv der Geschmack sein kann. Beim Fasten geht es primär ums Entschlacken. Man verbrennt aber auch Fett und die purzelnden Kilos auf der Waage bringen nochmal extra Motivation. Möchte man mit dem Fasten auch längerfristig abnehmen, dann ist die Phase nach dem Fasten entscheidend um die Essensgewohnheiten langfristig umzustellen. Die Bedenken das Fasten im normalen Familien- und Arbeitsalltag umzusetzen waren in meinem Fall unbegründet. Ich habe es als positiv und nicht als einschränkend empfunden und irgendwie lief es einfach nebenbei mit. Vielleicht ist der stressige Familienalltag sogar ein kleiner Vorteil für intermittierendes Fasten. Immerhin hat man wenig Zeit ständig ans Essen zu denken und ist sehr beschäftigt. Man kann die Möglichkeit nutzen Essen wieder bewusster wahrzunehmen, zu schmecken und zu genießen, statt es einfach zu konsumieren.
Mein Fazit: Fasten als Chance, für sich persönlich und zusammen als Familie neue Möglichkeiten zu entdecken. Eine gute Gelegenheit, in sich hineinzuhören, neue Wege zu finden und zu bestreiten, gewohnte Lebensweisen zu hinterfragen, Gewohnheiten aufzubrechen, um schließlich Neues zu erleben und sich von den Erfahrungen überraschen lassen zu können. Selbstverständlich gewordene Dinge wieder als etwas Besonderes zu empfinden und das Verzicht tatsächlich etwas Schönes sein kann.
Autorin: Kirschner Bianca