Am Weg in die Arbeit schnell mal die Mails checken, tagsüber trudeln ständig Nachrichten ein und abends beim zu Bett gehen, schwirrt noch die To Do Liste im Kopf herum Das ist für viele ganz normal. Um unser Leben zu vereinfachen, packen wir immer mehr hinein – ein Paradoxon. Denn darunter leidet die psychische Widerstandskraft und das Aufladen der Batterien kommt zu kurz.
Orientierungshilfen im Alltag
Marie Kondo, Feng Shui & Co – alle diese Modelle haben eines gemeinsam, sie haben eine wachsende Anhängerschaft. Wonach wir uns sehnen, sind Orientierungshilfen in einer immer komplexer werdenden Welt.
Und tatsächlich ist es hilfreich, sich mit den eigenen Werten oder Leitsätzen zu beschäftigen, denn sie erleichtern einem den Alltag. Man muss nicht jede Situation neu beurteilen. Das verdeutlicht bereits die Frage ‚Gehe ich bei Rot oder bei Grün über die Straße?‘ Denn die Grundregel lautet ‚bei Grün‘, also muss ich eine Entscheidung weniger treffen.
Die wenigsten Menschen werden mit diesem Beispiel das Thema Resilienz verknüpfen. Doch Regeln und Leitlinien geben uns nicht nur Orientierung, sondern reduzieren auch Stress – im Kleinen wie im Großen.
Achtsamkeit als Leitsatz
Bei Achtsamkeit geht es darum im Moment zu leben. Das bedeutet zu versuchen den Gedankenfluss zu stoppen und bewusst in der aktuellen Situation präsent, also im Hier und Jetzt zu sein. Beim Warten auf einen Termin bewusst die Umgebung wahrnehmen, beim Spielen mit den Kindern auch in Gedanken im Spiel und nicht bei der Arbeit zu sein, den Körper und die eigenen Gefühle spüren.
Das Ausschalten des (oftmals negativen) Gedankenflusses stoppt auch den inneren Kritiker in uns und führt somit automatisch zu einer Stressreduktion. Weniger Stress bedeutet weniger Adrenalin und weniger Cortisol-Ausschüttung und somit mehr Wohlbefinden.
Wenn wir das oft genug in kleinen und größeren Situationen üben, verändert sich so nicht nur unser Verhalten und unser Denken sondern auch unsere Physiologie. Sprich, der hormonelle und biochemische Cocktail in unserem Körper wird ein anderer. Andere Gehirn-Synapsen werden aktiver genutzt, synaptische Verschaltungen von zB ängstlichen Gedanken werden weniger genutzt. Das wirkt sich auf die Lebensfreude aus und stärkt die eigene Resilienz.
Klarheit als Erleichterung
Gedankenschleifen im Kopf verhindern Klarheit. Ein Weniger ist hier gar nicht so leicht umzusetzen: Wir werden überflutet von Reizen und Anforderungen und sind ständig am Multitasken.
Um dem vielen Gleichzeitigen auch Erholungspausen entgegenzusetzen, eignen sich sogenannte Zeitinseln, wo man sich ganz bewusst für sich selbst Zeit nimmt, um sich zu ordnen. Beispielsweise in einem Coaching, in einem Gespräch mit einem vertrauten Menschen oder im Zuge von eigenen Ritualen.
Der notwendige Leerlauf fürs Gehirn
‚Weniger ist mehr‘ ist also bestimmt ein Schlüssel zu mehr Resilienz. Gönnen wir uns daher auch den Leerlauf, denn unser Gehirn braucht. Denn so ist es möglich den Blick immer wieder auch nach innen zu richten, zu beobachten und sich die richtigen Fragen zu stellen. Durch Erholungsphasen können Erfahrungen verarbeitet und interne Ressourcen und Schutzfaktoren aufgebaut werden.
Autorin: Anna-Maria Jurik